Philosophisches Café "Frauen stiften Frieden" - Kant lesen? Kant lesen!

Gesprächsrunde zu philosophischen, sozialen und politischen Aspekten einer grundsätzlichen Friedenspolitik.
Ein Bericht von Margret Otto, Frauennetzwerk für Frieden e.V., zu dem Philosophischen Café vom 03.06.2017

Kant lesen?
Kant lesen!

Im Jahr 1795  veröffentlichte Immanuel Kant seine Schrift „Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf“. Diese Schrift war sofort ein großer Erfolg, sie wurde intensiv – auch kritisch – diskutiert und in viele Sprachen übersetzt. Und heute?

Heute in Zeiten einer dramatisch zunehmenden Bedrohung des Weltfriedens stellt diese Schrift eine erstaunlich aktuelle, philosophische Argumentation für die Herstellung und Wahrung von Frieden auf lokaler, regionaler und globaler Ebene dar. Die wichtigste Voraussetzung für Frieden ist nach Kant, die Zügelung der Macht auf der Grundlage von Absprachen und Regelungen unter den Menschen. Frieden ist kein Naturzustand, denn die menschliche Natur hat auch bösartige und grausame Züge. Der gesellschaftliche Zusammenhang aller Individuen ermöglicht es, Vereinbarungen, wie z.B. Gesetze, zu beschließen, mit denen ein Miteinander gestaltet werden kann. Ihre Einhaltung muss garantiert und immer wieder durchgesetzt werden.
Die drei Ebenen des Friedens beschreibt Kant in Form von  Präliminarien und Definitivartikeln und gibt seiner Schrift damit die Form eines Friedensvertrags. Sein Argument, dass der Frieden auf der Ebene des einzelnen Staats, mit dem Frieden zwischen den benachbarten Staaten und schließlich als Weltfrieden nicht von einander zu trennen sind, ist für uns längst eine unumstößliche Einsicht geworden. Nur so kann Nachhaltigkeit entstehen. Und das sind die Bedingungen für einen wirklichen Friedensschluss:

1.    Ein Friedensschluss darf nie mit der insgeheimen Absicht, Stoff für einen zukünftigen Krieg zu beinhalten, geschlossen werden.
2.    Kein Staat darf von einem anderen erworben werden können.
3.    Stehende Heere sollen mit der Zeit ganz aufhören.
4.    Es sollen keine Staatsschulden in Beziehung auf äußere Staatshändel gemacht werden.
5.    Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines anderen Staats gewalttätig einmischen.
6.    Es soll sich kein Staat im Kriege mit dem anderen solche Feindseligkeiten erlauben, welche das wechselseitige Zutrauen im künftigen Frieden unmöglich machen müssen.

Hier kann nicht auf jeden einzelnen Punkt eingegangen werden. In unserer Zeit, in der verlogene Diplomatie, Denken in politischen Lagern, Interventionen aller Art, verbrecherische Waffenexporte u.a. fester Bestandteil von Politik sind, merken wir, wie fragil unser Frieden ist. Wir haben besonders den 6. Punkt  intensiv diskutiert. Wie viel Versöhnungsarbeit wäre nötig, statt alte Feindbilder immer wieder neu zu bedienen. Wenn die sechs Präliminarien nicht eingehalten werden, so Kant, dann haben wir keinen Frieden, sondern höchstens einen lumpigen Waffenstillstand, der jederzeit wieder zu einem neuen Krieg führen kann. Frieden muss gestiftet werden, er ist immer bedroht und muss immer hergestellt und bewahrt werden. Drei politische Voraussetzungen sind dabei unerlässlich:

1.    Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch sein.
2.    Das Völkerrecht soll auf einem Föderalismus freier Staaten gegründet sein.
3.    Das Weltbürgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalität eingeschränkt sein


Frieden erfordert nach Kant eine moralische Verfasstheit und Haltung, die u.a. auch Bertha von Suttner einfordert und die wir heute Friedensfähigkeit nennen würden. Mit scharfen Worten verurteilt Kant deshalb auch Machtmissbrauch, Zügellosigkeit und Menschenverachtung auf Seiten der Herrschenden. Frieden ist für ihn unauflösbar mit sozialer Gerechtigkeit verbunden. Er geißelt den Verkauf von Soldaten an andere Staaten ebenso wie die räuberische Ausbeutung von Menschen anderer Kontinente durch Kolonialherren.  Es ist immer wieder bemerkenswert, wie viel Aktualität in seinen Gedanken ist. Zu der für uns momentan so wichtige Frage des Umgangs mit geflüchteten Menschen führt Kant aus: „Es ist hier wie in den vorigen Artikeln nicht von Philanthropie sondern von Recht die Rede, und da bedeutet Hospitalität das Recht eines Fremdlings seiner Ankunft auf dem Boden eines anderen wegen von diesem nicht feindselig behandelt zu werden. Dieser kann ihn abweisen, wenn es ohne seinen Untergang geschehen kann, solange er sich aber auf seinem Platz friedlich verhält, ihm nicht feindlich begegnen. (...) Es ist ein Besuchsrecht, welches allen Menschen zusteht, sich zur Gesellschaft anzubieten vermöge des Rechts des gemeinschaftlichen Besitzes der Oberfläche der Erde, auf der als Kugelfläche sie sich nicht ins Unendliche zerstreuen können, sondern endlich sich doch nebeneinander dulden müssen, ursprünglich aber niemand an einem Orte der Erde sein mehr Recht hat, als der andere.“

Zum Nachlesen: Immanuel Kant „Zum ewigen Frieden“

Das Philosophische Café findet in unregelmäßiger Folge im Alex-Treff, Berlin statt. Es wurde initiiert von Ruth Grünbaum, Baha’i Frauenforum und Margret Otto, Frauennetzwerk für Frieden e.V.
Die Zusammenfassung gibt die während des Treffens diskutierten Themen wieder.

Abendsymposium "Vom Frieden her denken und handeln" - Freitag, 17.11.17 in Bonn

„Vom Frieden her denken und handeln“ – das ist leichter gesagt als getan. Sowohl, wenn wir über internationale Konflikte sprechen, als auch, wenn es um Konflikte und Probleme in Abendsymposiumunserem persönlichen Umfeld und Alltag geht. Was bedeutet es, in einer „Logik des Friedens“ zu denken? Was bedeutet es, eine „Kultur des Friedens“ zu schaffen? Welche Paradigmenwechsel, welche Menschenbilder liegen dem zugrunde? Und was braucht es, um einen friedenslogisch-friedenskulturellen Paradigmenwechsel in uns und anderen herbeizuführen? In unserem Abendsymposium „Vom Frieden her denken und handeln: Alternativen zur Sicherheitslogik und Gewaltkultur“ am Freitag, dem 17.11.2017, von 16:15 Uhr bis 21:00 Uhr, wollen wir uns diesen Fragen nähern und haben dazu Referent*innen eingeladen, die sich sowohl wissenschaftlich mit einer Friedensperspektive in ihren Disziplinen auseinandersetzen als auch damit, wie man ganz praktisch den Frieden im eigenen Umfeld sichtbar machen und ihm näher kommen kann.

Referent*innen: Prof. em. Peter van den Dungen (University of Bradford), Dr. Susanne Jalka (Universität für angewandte Kunst Wien), Katarina Marej (Doktorandin) und Beate Roggenbuck (Plattform Zivile Konfliktbearbeitung).

Die Ergebnisse der Veranstaltung werden im Rahmen des Projekts „Friedenslogik weiterdenken“ der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung dokumentiert und weiterverarbeitet. Die Veranstaltung wird gefördert durch die Stiftung Internationale Begegnung der Sparkasse in Bonn, die Stiftung Apfelbaum sowie im Rahmen des Projekts „Friedenslogik weiterdenken“ der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung durch Bundesmittel des Programms zivik – Zivile Konfliktbearbeitung des ifa Institut für Auslandsbeziehungen. Wir danken herzlich für diese Unterstützung!

Weitere Informationen gibt es hier.

Kolumbianische Friedensaktivistin zu Gast in Bonn

Das waren zwei ungemein spannende Stunden am Donnerstag, dem 19.10.2017, im Internationalen Frauenzentrum Bonn (ifz)! Die Aktivistin Sandra Isaza Giraldo aus Kolumbien war auf Einladung des FNF, des ifz, des Lateinamerikazentrums Bonn und des Vereins Wissenskulturen zu Gast in Bonn und erzählte packend von ihrer gleichermaßen friedenspolitischen wie friedenspädagogischen Arbeit in ihrer Heimat. Ihr feministisch-antimilitaristisches Netzwerk „Red Feminista Antimilitarisma“ betreibt Sandra Heide ConstanzaBasisarbeit in den Barrios von Medellín. Gewaltprävention und die Bekämpfung der patriarchalen Gewaltkultur stehen genauso auf ihrer Agenda wie die Gleichberechtigung der Geschlechter und die Formulierung einer Friedenskultur – sowohl im öffentlich-politischen wie im privat-häuslichen Bereich. Die Frauen leisten unglaublich beeindruckende und mutige Arbeit in einem Umfeld, in dem sie als linke Aktivistinnen auch immer wieder direkter Gewalt ausgesetzt sind. Wir sind sehr froh, dass Sandra auf ihrer Deutschlandreise auch einen Stopp in Bonn gemacht und uns von ihrem Engagement berichtet hat!

Und falls auch ihr eure Solidarität zeigen möchtet: Das ifz will einen Arbeitskreis Kolumbien einrichten, in dem überlegt werden soll, wie wir hier in Deutschland die Arbeit der Frauen in Kolumbien unterstützen können. Meldet euch dazu einfach beim ifz, jede*r ist willkommen!

Foto, von links nach rechts: Heide Schütz (FNF), Sandra Isaza Giraldo (Red Feminista Antimilitarista), Constanza Paetau (ifz)

Newsletter Juli bis September 2017

Mit viel Freude können wir Ihnen den aktuellen Newsletter (Juli-September) des FNF präsentieren - Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

 Screenshot Newsletter 3 2017

Diesen Sommer hat es viele tolle Aktionen und Veranstaltungen rund ums FNF gegeben. In dem Newsletter berichten wir unter anderem über die diesjährige Kampagne „Stopp Airbase Rammstein“ oder den erneuten Besuch von Rebecca Lolosoli, die Friedensschifffahrt aus Anlass des 10-Jährigen Jubiläums der Bonner Friedenstage und viele weitere Aktivitäten.

Außerdem gratulieren wir der internationalen Kampagne zur Abschaffung aller Atomwaffen ICAN zum Friedensnobelpreis und zum Anita-Augspurg-Preis „Rebellinnen gegen den Krieg“ durch die IFFF/WILPF.

Nicht zu vergessen: die Terminvorschau! Sehr spannend wird das intensive Wochenende 17./18.11. Mit dem hoch karätig besetzten Abendsymposium „Vom Frieden her denken und handeln“, der Wiederbegegnung mit Anna Gyorgy, die zurück aus den USA zum Thema Trump und Klimakonferenz referieren wird, sowie unserer diesjährigen Mitgliederversammlung mit neuen Informationen zur Zukunft des FNF. Wir haben wieder viel vor!

Praktikum im FNF- Zwei Erfahrungsberichte

… von Miyuki Nakano, Praktikantin beim FNF März-April 2017
Miyuki Nakano den haag friedenspalast

Durch mein Praktikum beim FNF konnte ich die Frauenfriedensarbeit unterstützen und selbst einen kleinen Beitrag dazu leisten. Das Aufgabenspektrum war vielfältig und umfasste Tätigkeiten wie die Pflege der FNF-Facebookseite oder die vorbereitende Recherche zu einer Veranstaltung zur Friedenslogik. Langweilig war mir nie, denn beim FNF gibt es immer etwas zu tun! Während meines Praktikums hatte ich auch die Möglichkeit, an einer Tagung zum Thema „Sozialer Frieden“ teilzunehmen. Die spannenden Geschichten aus dem Arbeitsalltag der Friedensarbeiter*innen werden mir stets in Erinnerung bleiben. Heide und Elise möchte ich für die herzliche und persönliche Betreuung und die Gelegenheit, ein Praktikum beim FNF zu machen, von Herzen danken!

Rechts: Friedensbotschaften am Friedenspalast in Den Haag, fotografiert von Miyuki Nakano

 

… und von Kira Lizza, Praktikantin beim FNF Juli-Oktober 2017

Kira Marlene RebeccaIn diesem Sommer habe ich mein Teilzeitpraktikum beim FNF gemacht. In dieser Zeit habe ich eine Menge über Friedens- und Vernetzungsarbeit lernen können. Im Fokus stand in diesem Zeitraum die Planung der Bonner Friedenstage, insbesondere der Friedensschifffahrt, des Bonner Friedenslaufes und der Veranstaltung mit Rebecca Lolosoli. Dadurch habe ich neben der Organisation größerer Veranstaltung auch die internationale Arbeit des FNF kennengelernt und hatte die Möglichkeit darüber hinaus noch weitere Veranstaltungen zu besuchen, auf denen ich vielen interessanten und netten Leuten begegnet bin.

Während des Praktikums habe ich es als besonders großartig und bereichernd empfunden, dass ich von Anfang an komplett mit in die Organisation und Entscheidungsfindung mit einbezogen wurde und bei allem dabei sein konnte, wie zum Beispiel beim Pressegespräch der Bonner  Friedenstage oder der Telefonkonferenz des FNF-Vorstands. Auf diese Weise habe ich viel über die Vereinsarbeit, z.B.  die Finanzierung von Projekten, die Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit, aber auch die Koordination verschiedener Interessen, erfahren.

Daneben habe ich auch Büroarbeit, die täglich so anfällt, wie E-Mails schreiben, Telefonate führen, Arbeit an der FNF-Website etc. übernommen. Das hat mir einen Überblick über die unterschiedlichen Akteur*innen der Friedensarbeit verschafft. Alles in allem war das Praktikum eine tolle Erfahrung und hat mir sehr viel Spaß gemacht.


Liebe Miyuki, liebe Kira, auch wir danken euch für eure tolle Arbeit und wünschen euch für eure weiteren Pläne alles Gute! Wir hoffen, dass wir auch weiterhin in Verbindung bleiben.
Ab Januar 2018 haben wir wieder einen freien Praktikumsplatz – wir freuen uns über Bewerbungen!

Herzliche Gratulation an ICAN zum Friedensnobelpreis

In der Friedensbewegung herrscht große Freude über die diesjährige Trägerin des Friedensnobelpreises, die Internationale Kampagne zur Abschaffung der Atomwaffen (ICAN), wiICAN logord sie doch von vielen, vielen Aktivistinnen  und Aktivisten unterstützt und geht auf ein jahrzehntelanges Engagement vieler Menschen aus der Zivilbevölkerung rund um den Globus zurück. Der Zeitpunkt könnte nicht besser gewählt sein!

Auch das FNF, die FNF-Mitgliedsorganisationen „IFFF/WILPF“ und „Frauen wagen Frieden“ sowie Einzelmitglieder haben sich an der deutschen Kampagne atomwaffenfrei.jetzt mit Demos in Büchel gegen die dort stationierten Atomsprengköpfe beteiligt und sich für die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrages durch die deutsche Regierung eingesetzt. Der Vertrag wurde von einer großen Mehrheit der Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (122) in der Generalversammlung am 7. Juni 2017 verabschiedet und liegt seit dem 20. September zur Unterschrift durch die Regierungen aus.  Leider hat  unsere Regierung nicht einmal an den Verhandlungen teilgenommen. Der Offene Brief des FNF an die Bundeskanzlerin und den Bundesaußenminister findet sich auf unserer Website: https://www.frauennetzwerk-fuer-frieden.de/blog/180-aktion-zur-unterzeichnung-des-atomwaffenverbotsvertrages.html.

Auf der Website des Friedensnobelpreises findet man ein Video zur Verkündung und Begründung zur Verleihung des diesjährigen Preisträgers (auf Englisch) und die sehr interessante anschließende Pressekonferenz: https://www.nobelprize.org/nobel_prizes/peace/laureates/2017/.

Wir gratulieren ICAN, insbesondere unseren Kolleginnen und Kollegen von der Deutschen Sektion, von Herzen zu dieser großartigen Würdigung ihrer Arbeit! Jetzt kommt es auf die Umsetzung durch die  Regierungen an.

Erste Vergabe des Anita-Augspurg-Preises „Rebellinnen gegen den Krieg“

Wir gratulieren ganz herzlich unserer Mitgliedsorganisation, der Deutschen Sektion der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF/WILPF) zum großartigen Gelingen des Friedenswochenendes am 22. und 23. September 2017 in Verden an der Aller mit der ersten Vergabe des Anita-Augspurg-Preises „Rebellinnen gegen den Krieg“ in der Geburtsstadt der Namensgeberin. Preisträgerin war die syrische Journalistin und Filmemacherin Zaina Erheim (rechts). Ihre aktuellen Frauenporträts aus Syrien und ihre engagierte Arbeit überzeugten und bewegten alle. Fotos und ein ausführlicher Bericht zur Preisverleihung finden sich auf der IFFF-Website: http://www.wilpf.de/anita-augspurg-preis-der-internationalen-frauenliga-fuer-frieden-und-freiheit-an-eine-rebellin-gegen-den-krieg/.

IFFF Verden 22.09.2017

 Zaina Erheim (links)

13. Bonner Friedenslauf - Gemeinsam in Frieden leben

In diesem Jahr organisierte das  FNF gemeinsam mit dem ForumZFD bereits zum 13. Mal den Friedenslauf der Bonner Schulen im Rahmen der Bonner Friedenstage. Unter dem Motto: „Gemeinsam in Frieden leben!“ liefen am 22.09.2017 knapp 1.400 Schüler*innen von insgesamt 14 Schulen aus Bonn und Umgebung gemeinsam für den Frieden rund um den Hofgarten der Universität Bonn.

Der Lauf war erneut eine gelungene Aktion, die nur mithilfe des großen und immer wieder beeindruckenden Engagements der Läufer*innen und Lehrer*innen, aber auch der ehrenamtlichen Helfer*innen, möglich war. In der Zeit vor dem Lauf haben sich die Schüler*innen um private Sponsor*innen gekümmert, die pro gelaufene Runde einen zuvor festgelegten Betrag spendeten. Aber auch in der Schule bereiteten sie sich vorab auf den Lauf vor, indem sie sich intensiv mit den Themen Flucht und Fluchtursachen auseinandersetzten. Dies taten sie mithilfe des Bildungsprogramms „Fluchtursachen verstehen – Geflüchtete willkommen heißen“. Auf diese Weise konnten die Kinder einen ganz anderen Bezug zu dem Ziel des Laufes gewinnen, was laut Lehrer*innenschaft dazu geführt hat, dass die Schüler*innen den Lauf nicht als eine bloße Pflichtveranstaltung verstanden hätten, sondern sehr gerne gelaufen seien. Mit einem Teil des Erlöses werden Projektarbeiten des ForumZFD unterstützt. Von dem anderen Teil organisiert das FNF sein friedenspädagogisches Streitschlichtungsprojekt für die Schulen in Bonn und Umgebung. Die Planungen für den nächsten Streitschlichtungstreff laufen schon ganz gezielt: Er wird am Donnerstag, dem 01.02.2018, im Sankt-Adelheid-Gymnasium in Bonn-Beuel stattfinden. Mehr Infos dazu gibt es hier.

10 Jahre Bonner Friedenstage - Friedensschifffahrt von Bonn nach Remagen

Ein Highlight der Bonner Friedenstage, ein Highlight für uns – das war unsere Friedensschifffahrt am 22.09.2017 von Bonn nach Remagen ins Friedensmuseum „Brücke von Remagen“. Ca. 150 Menschen waren der Einladung der DFG-VK Bonn-Rhein-Sieg und des FNF gefolgt und verbrachten einen bunten und geselligen Abend auf dem Schiff. Dabei durften wir nicht nur Gäste aus dem Bonner Raum, sondern auch von weither begrüßen, so z.B. aus Köln, Trier (eine FNF-Mitgliedsgruppe!), Bielefeld, Minden und Essen. Auch der Emma-Club von der „anderen Rheinseite“,  Mitglied des FNF,  war mit 22 Frauen dabei! Bei der Abfahrt des Schiffes in Bonn lachte die Sonne, sodass sich fast alle Menschen auf denFriedensschiff Origami Außendecks versammelten. Mit Pacefahnen und Friedenbannern mit unterschiedlichen Botschaften an der Reling ging es pünktlich los in Bonn. Viele Mitfahrer*innen nutzten die Hinfahrt, um, angeleitet von Dieter Riebe (DFG-VK),  Friedenskraniche im Origami-Stil zu basteln oder sich per „Virtual Reality“-Brille z.B. nach Gaza zu versetzen. Als besonderes Highlight war die Poetry-Slammerin Ella Anschein eingeladen, die mit ihren sowohl lustigen als auch sehr ernsten Texten  die Menschen zum Schmunzeln und zum  Nachdenken brachte.

In Remagen angekommen, begrüßte uns Hans-Peter Kürten, Initiator des Friedensmuseums und ehemaliger Bürgermeister der Stadt Remagen, und lud ins Museum ein. 1945 ein zentraler Kriegsschauplatz, erinnern die Ausstellungsstücke sowohl an die Not und das Elend der Remagener Bevölkerung, der Soldaten, auch der deutschen  Kriegsgefangenen im großen Lager in Sinzig als auch an Menschen, die sich seit jeher für den Frieden eingesetzt habe, z.B. die Friedensnobelpreisträger*innen. Eine Sonderausstellung zur Desertion porträtiert Menschen, die sich dem Wehrdienst und damit auch dem Kriegstreiben verweigerten und deswegen zum Teil schwerste Sanktionen auf sich nehmen mussten – früher und auch heute noch. Auf der Rückfahrt stellten verschiedene Friedensinitiativen sich und ihre Arbeit vor. Christiane Lammers, Geschäftsführerin der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung, sprach im Namen des Koordinationskreises der Bonner Friedenstage ein paar Grußworte zum Jubiläum und erinnerte im Vorfeld der nur zwei Tage später anstehenden Bundestagswahl an die Verantwortung unserer Politik, sich für den Frieden einzusetzen. Heide Schütz, die durch den Abend geführt hatte, übergab schließlich das Mikrofon an DJ Ali T, der mit seiner Weltmusik die Mitfahrer*innen auf beiden Decks auf die Tanzfläche lockte und bis zum Anleger in Bonn für gute Stimmung sorgte.

Schiff lang Frans

Ein herzlicher Dank geht an alle, die beim Dekorieren des Schiffes und später beim Aufräumen geholfen haben und ganz besonders an die Crew der MS Beethoven, die uns während der Fahrt nicht nur kulinarisch verwöhnte, sondern auch mit Rat, Tat und allem, was nötig war, versorgte. Ebenso herzlich danken wir dem Katholischen Fonds, der im Rahmen der Förderung der Bonner Friedenstage diese Schifffahrt unterstützt hat. Für uns war es ein sehr schöner Abend und eine angemessene Feier der „10 Jahre Bonner Friedenstage“ ! Wir freuen uns bereits auf das nächste Jahr!

 

Gedanken zur Bundestagswahl: Das Generationen-Manifest

Am kommenden Sonntag, dem 24.09., wählen die Menschen in Deutschland den neuen Bundestag und damit auch eine neue Regierung. Wir als Wählerinnen und Wähler sind in der Verantwortung, an diesem Tag eine gut informierte und gewissenhafte Entscheidung zu treffen. Vor der letzten Bundestagswahl im Jahr 2013 gab es eine Initiative der deutschen Zivilgesellschaft, die uns damals schon begeistert hat und die wir nun, da sie wieder aufgegriffen wird, hier zu Wort kommen lassen wollen: Das Generationen-Manifest.

In seiner Präambel heißt es: "Wir sind Bürgerinnen und Bürger dieses Landes und stellen besorgt fest: Die älteste Übereinkunft der Menschheit ist in Gefahr – der Generationenvertrag. Vorangegangene Generationen haben immer versucht, ihren Kindern eine bessere und gerechtere Welt zu hinterlassen. Auch deshalb geht es uns heute so gut wie nie zuvor. Wir, die goldenen Generationen der nach dem Krieg Geborenen, haben dieses urmenschliche Anliegen stillschweigend kassiert und ahnen jetzt, dass wir unseren Kindern eine Fülle von ungelösten Problemen vor die Füße werfen. Dabei wissen wir längst, dass es jetzt von uns abhängt, ob die Grundlagen für eine lebenswerte Zukunft erhalten bleiben. Dabei wissen wir längst, dass es jetzt von uns abhängt, ob die Grundlagen für eine lebenswerte Zukunft erhalten bleiben.

Die Lage ist erschreckend. Unsere Leistungsgesellschaft mit ihrem Produktions- und Wachstumswahn ist dabei, die Erde für unsere Nachkommen unwirtlich und unbewohnbar zu machen. Wir müssen uns deshalb entscheiden, ob wir uns mit diesem kurzfristigen, egozentrischen Denken weiter der Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen entziehen oder umdenken und mit mutigem Handeln die Chancen künftiger Generationen auf Gesundheit, Erfüllung und Glück wiederherstellen.

Dabei geht es nicht um die isolierte Bekämpfung einzelner Krisen wie Armut, Hunger, Klimawandel oder Migration. Wir leben heute in einer Welt, in der alles mit allem und jeder mit jedem verbunden ist. Alles, was wir tun oder unterlassen, hat eine Wirkung, über Ländergrenzen und Generationen hinweg. Deswegen müssen wir als Gesellschaft gemeinsam handeln und Grundlagen für ganzheitliche Lösungen schaffen.

Wir engagieren uns auf gesellschaftlicher Ebene für einen neuen Generationenvertrag, einen Vertrag, der zum ersten Mal die Bedürfnisse kommender Generationen und deren Herausforderungen wirklich ernst nimmt. Denn sie sind es, die die Folgen unseres Handelns und Nichthandelns einmal tragen werden. (...)"

Auch wir Frauen vom FNF finden uns in diesen Worten wieder. Und wir finden es bemerkenswert, dass das Generationen-Manifest in den auf die Präambel folgenden 10 Forderungen an die neue Bundesregierung den FRIEDEN an die erste Stelle setzt. Dies ist ganz im Sinne Willy Brandts: "Frieden ist nicht alles. Aber ohne Frieden ist alles nichts."

Wer sich dem Generationen-Manifest durch Unterschrift anschließen möchte, kann dies auf dieser Website tun: https://www.generationenmanifest.de/

    • Kontakt

      Telefon: +49(0)228 - 62 67 30
      E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

    • Anschrift

      Frauennetzwerk für Frieden e.V.
      Dr. Werner-Schuster-Haus
      Kaiserstr. 201
      D-53113 Bonn