2021

Dezember 2021

Wir wissen, dass jedes Leben seine gottgeschenkte, unverbrüchliche Würde hat und jedes Leben gleich zählt: das der jesidischen Frau, das des syrischen Kindes, das des afghanischen Mannes. Sie alle brauchen Schutz, Aufnahme und eine Zukunft – und wir sind als Teil der großen Menschheitsfamilie solidarisch an ihrer Seite.

Ausschnitt aus dem Gemeinsamen Appell der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Arbeitsgruppe „Christliche Vision“ des Koordinierungsrates für Belarus vom 18.11.2021

Unser Friedenszitat im Dezember 2021 stammt aus einem gemeinsamen Appell der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Arbeitsgruppe „Christliche Vision“ des Koordinierungsrates für Belarus. Anlässlich der katastrophalen Situation an der Grenze zwischen Polen und Belarus fordert der Appell vom 18.11. alle politisch Verantwortlichen auf, unverzüglich humanitäre Hilfe zu ermöglichen, geltendes Recht einzuhalten und Menschen nicht zum Spielball von Politik zu machen.

So heißt es in dem Appell auch „Wir glauben an den, der zu denen draußen vor das Tor gegangen, wo kein Recht mehr gilt, und keine Würde (Hebräer 13,12-14). Wir glauben an den, der dorthin gegangen ist, wo die Menschen ausgesetzt und eingekesselt sind: in der Kälte, im Schlamm, zwischen Stacheldraht. Von dort, aus dem Grenzland, erreicht uns Jesu Stimme. Er schreit zum Himmel.“ und „Wie kann unsere Antwort anders aussehen als ihm zu antworten und unsere Stimmen für diejenigen zu erheben, die niemand sehen und hören will“.

Wir als FNF begrüßen und unterstützen die klaren Worte der Kirche gegen die Instrumentalisierung von Menschenleben durch das Regime von Lukaschenko und die Abschottungspolitik der EU! Grünes Licht für die Aufnahme der Menschen in Not!

November 2021

Frieden bedeutet für mich die Freiheit und die Chance zu wählen, wer ich sein will.

Zitat von Tsitsi Dangarembga (Autorin und Filmemacherin aus Simbabwe,  Preisträgerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2021)

Tsitsi Dangarembga hält sich selbst nicht für „politisch sehr engagiert“, dabei könnte ihr Leben und Werk kaum politischer sein. 1959 wurde sie in der damaligen britischen Kronkolonie Südrhodesien geboren, ihre frühe Kindheit verbrachte sie jedoch mit ihren Eltern in England. Erst nach der einseitigen Unabhängigkeitserklärung Rhodesiens kehrte die Familie zurück nach Afrika, in das heutige Simbabwe. Später studierte Dangarembga Filmregie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie in Berlin.

Wegen ihres Geschlechts und ihrer Hautfarbe musste die Autorin sich in ihrem Leben stets gegen andere behaupten. Dieser Kampf zeigt sich auch in ihren Werken, denn in ihren Charakteren steckt auch immer ein Teil von ihr selbst. So produzierte sie mit „Everyone's Child“ als erste Schwarze Frau einen Film in Simbabwe. Am 24. Oktober 2021 wurde ihr nun als erster Schwarzer Frau der „Friedenspreis des Deutschen Buchhandels“ verliehen.

In ihrer Romantrilogie „Tambudzai“ schreibt Dangarembga über das Aufwachsen einer jungen Frau und zeigt so exemplarisch „den Kampf um das Recht auf ein menschenwürdiges Leben und weibliche Selbstbestimmung in Simbabwe“. Die Jury nennt die Preisträgerin eine „hörbare Stimme Afrikas in der Gegenwartsliteratur“. Sie zeige soziale und moralische Konflikte auf, die weit über den regionalen Bezug hinausgingen und „Resonanzräume für globale Gerechtigkeitsfragen eröffnen“.

Die 62-Jährige lebt heute mit ihrer Familie in Simbabwe und setzt sich dort neben ihrer Arbeit als Autorin und Regesseurin gegen Gewalt und Korruption ein. Nach einem Aufruf zu einer Demonstration im Jahr 2020 wurde sie kurzzeitig inhaftiert und anschließend auf Bewährung freigelassen. Für ihre inspirierenden Bücher und Filme sowie ihren Aktivismus wurde Dangarembga in die 100-Women-Liste 2020 der BBC aufgenommen. Neben dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt sie in diesem Jahr auch den „PEN Pinter Prize“ und den „PEN International Award for Freedom of Expression“.

Oktober 2021

i stand
on the sacrifice
of a million women before me
thinking
what can i do
to make this mountain taller
so the women after me
can see farther

"legacy", Gedicht von Rupi Kaur, indisch-kanadische Schriftstellerin und Dichterin

Rupi Kaur wurde 1992 in Indien geboren, wuchs aber in Toronto, CA auf.  Zunächst veröffentlichte sie ihre Werke anonym, begann aber 2013 diese unter ihrem Namen auf der Socia-Media-Plattform Tumblr zu posten. Später wechselte sie zu Instagram, wodurch sie die Bezeichnung "Instapoet" erhielt. Ihre Gedichte sind meist sehr kurz, leicht zu verstehen und vor allem vollständig kleingeschrieben. Dieses Merkmal kopierte Rupi Kaur aus der Gurmukhi-Schrift, die zum Schreiben ihrer Muttersprache Panjabi verwendet wird. Sie selbst legt dabei Wert darauf, dass alle Buchstaben gleich "behandelt" werden, entsprechend ihrer Weltanschauung. 

Insgesamt veröffentlichte sie bereits drei Gedichtbände, die Gedichte in diesen ergänzte sie selbst mit kleinen, einfachen Illustrationen.  Ihr erstes Buch "milk and honey" (Milch und Honig), eine Anthologie aus eigener Lyrik, Prosa und Illustrationen, erschien 2014. 2017 folgte der zweite Band "the sun and her flowers" (Die Blüten der Sonne). Beide Werke waren extrem erfolgreich, mit 3,5 Millionen Exemplaren macht "milk and honey" sogar Homers Odyssee Konkurrenz. 

In ihren Werken setzt die Dichterin sich mit einem breiten thematischen Spektrum von Freundschaft und Liebeskummer bis Migration, Gewalt und Trauma auseinander. Auch ihr politischer Aktivismus, besonders im Bereich Feminismus, wird in ihren Gedichten sichtbar. Es war ein Post zu diesem Thema, welcher ihr die Aufmerksamkeit der Welt einbrachte. Auf ihren Social-Media-Profilen setzt sie sich für diverse Themen auch außerhalb von Gedichten ein, wodurch sie immer wieder Kritik von anderen Nutzer*innen erhält. So kreierte sie beispielsweise eine Serie von Posts zum Thema Menstruation und brachte damit das Netz gegen sich auf. Instagram selbst löschte einige dieser Beiträge, davon ließ Rupi Kaur sich allerdings nicht beeinflussen. Im letzten Jahr erschien ihr neuestes Buch "home body" (Zu Hause in mir). Zudem ist sie weiterhim auf Instagram und ähnlichen Plattformen sehr aktiv. 

Unsere Vorstandsfrau Annegret Krüger zitierte das Gedicht "legacy" während der FNF-Jubiläumsfeier am 12.09.2021 in Bonn.

September 2021

Wie kommt es, dass Länder, die wir als "stark" bezeichnen, so mächtig sind, wenn es darum geht, Kriege zu führen, aber so schwach, wenn es darum geht, Frieden zu schaffen? Wie kommt es, dass es so leicht ist, Waffen zu beschaffen, aber so schwer, Bücher zu liefern? Warum ist es so leicht, Panzer zu bauen, aber so schwer, Schulen zu errichten?

Zitat von Malala Yousafzai (Kinder- und Frauenaktivistin,  jüngste Friedensnobelpreisträgerin), am 10. Dezember 2014

Bekannt wurde Malala, geboren 1997 in Pakistan, durch ihren Blog, auf welchem sie von ihrem Alltag im vom Taliban beherrschten Land berichtete. Trotz des Schulverbots für Mädchen besuchte sie mit ihren Freundinnen weiterhin die Schule. Auf ihrem Blog, aber auch im echten Leben setzte sie sich damals schon stark für Bildung, besonders für Mädchen, ein, wodurch sie in das Sichtfeld der Extremisten geriet. Obwohl sie im Internet durch ein Pseudonym anonym blieb, wurde ihre Identität letztendlich enthüllt. Als Folge wurde sie am 9. Oktober 2012 Opfer eines Attentats, das sie schwer verletzt überlebte. 

Nach Birmingham geflogen und behandelt, erholte sie sich von ihrer Verletzung und begann bald damit, weiter für die Bildung junger Mädchen zu kämpfen. In Zusammenarbeit mit der UNESCO wurde der Malala Fund gegründet, welcher weltweit das Recht von Kindern auf Bildung durchsetzen sollte. Malala hielt Reden, veröffentlichte ihre Biografie und setzte sich auf viele weitere Arten für das Recht auf Bildung ein.

Anfang 2013 wurde öffentlich, dass sie für den Friedensnobelpreis nominiert wurde. Im folgenden Jahr wurde ihr dieser gemeinsam mit dem Inder Kailash Satyarthi zuerkannt. Dies macht sie zur bisher jüngsten Friedensnobelpreisträgerin. 

Das Zitat stammt aus der Rede, die sie bei der Verleihung des Preises am 10. Dezember 2014 hielt. 

August 2021

While extending our deepest condolences to those who lost their lives to the atomic bombs, I hereby declare that Nagasaki will work tirelessly alongside Hiroshima and all people who desire peace to spread a 'culture of peace' around the world and bring about the abolishment of nuclear weapons and the realization of eternal peace.

Zitat von Tomihisa Taue (Bürgermeister von Nagasaki) vom 09. August 2021.

Am 06. und 09. August 1945 wurden über Hiroshima und Nagasaki erstmals in der Geschichte Atombomben abgeworfen. Viele Menschen verloren in Folge dieses schrecklichen Ereignisses ihr Leben: Rund 92.000 Menschen starben sofort und weitere 130.000 starben bis zum Jahresende an den Folgeschäden. Seitdem finden jedes Jahr die Hiroshima und Nagasaki Gedenktage statt, um den zahlreichen Opfern zu gedenken und für eine Welt ohne Atomwaffen zu kämpfen.

Auch der amtierende Bürgermeister von Nagasaki Tomihisa Taue bekennt sich als Gegner von Atomwaffen und setzt sich für eine atomwaffenfreie Welt ein. In der Nagasaki peace Declaration erklärt er, anlässlich des 76. Hiroshima und Nagasaki Gedenktages, dass eine friedliche Zukunft nur ohne Atomwaffen erreicht werden kann.

Juli 2021

 Ihr tragt keine Schuld für das, was passiert ist, aber ihr macht euch schuldig, wenn es euch nicht interessiert.

Esther Bejarano (geb. Loewy), Holocaust-Überlebende, Musikerin, Antifaschistin. 

Esther Bejarano wurde am 15. Dezember 1924 als fünftes Kind einer jüdischen Familie in Saarlouis geboren. Am 20. April 1943 wurde sie im Alter von 18 Jahren in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Bis zu ihrem Tod am 10. Juli 2021 war sie als eine der wenigen verbliebenen Zeitzeug*innen des Naziregimes von 1933-1945 bekannt. Während der Zeit im KZ spielte sie Akkordeon in dem Mädchenorchester des Lagers und überlebte, anders als ihre Familie und Freund*innen. Ihre Geschichte veranlasste sie dazu, sich tagtäglich für eine Erinnerungskultur und den Antifaschismus einzusetzen. Sie war u.a. Vorsitzende des Auschwitz-Komitees in der BRD e.V. und Ehrenpräsidentin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA e.V.), sowie "Ehren-Oma" der OMAS GEGEN RECHTS.

Esther Bejarano war eine unglaublich starke und präsente Stimme gegen Faschismus und Antisemitismus. Ihr unermüdlicher Einsatz zeigt, wie essenziell das Erinnern ist, um eine friedlichere Zukunft zu gestalten. Auch wir werden in ihrem Sinne antifaschistisch weiterarbeiten.

Juni 2021

Du. Mutter in der Normandie und Mutter in der Ukraine, du, Mutter in Frisko und London, du, am Hoangho und am Mississippi, du, Mutter in Neapel und Hamburg und Kairo und Oslo - Mütter in allen Erdteilen, Mütter in der Welt, wenn sie morgen befehlen, ihr sollt Kinder gebären, Krankenschwestern für Kriegslazarette und neue Soldaten für neue Schlachten, Mütter in der Welt, dann gibt es nur eins:
Sagt NEIN! Mütter, sagt NEIN!

Aus dem Gedicht "Sag Nein" von Wolfgang Borchert.  Der deutsche Lyriker und Schriftsteller wurde am 20. Mai 1921 in Hamburg geboren und starb im Alter von nur 25 Jahren am 20. November 1947 in Basel. Borchert gilt als einer der bedeutensten Autoren der sogenannten "Trümmerliteratur".  Seine Werke spiegeln nicht nur seine persönlichen Erfahungen der Kriegs- und besonders Nachkriegszeit wieder, sondern sind auch heute noch durch ihren Pazifismus und dem Aufruf zu mehr Frieden tagesaktuell.

Mai 2021

My message to people who have suffered the atrocities of war is to believe that things can be different. Understanding that peace is possible is ultimately about standing up for your own human rights. That is why we all benefit from peaceful societies which honor those rights. This vision of peace depends on justice, healing, and support for victimized communities. We must see the reality of this, educate our children to expect it, and not be distracted by hatred.

Nadia Murad, Friedensnobelpreisträgerin 2018

Nadia Murad ist eine irakische (jesidische) Menschenrechtsaktivistin und seit September 2016 die erste Sonderbotschafterin für die Würde der Überlebenden von Menschenhandel der Vereinten Nationen (UNODC).  Gemeinsam mit Denis Mukwege erhielt sie 2018 den Friedensnobelpreis. Sie setzt sich für die Anerkennung des Völkermordes durch den sogenanten Islamischen Staat an den Jesid*innen ein, sowie für eine internationale Strafverfolgung desselben. 

April 2021

Die Mißstände in der Gesellschaft sind kein Produkt unabwendbarer Naturgesetze, sondern das Produkt ungeschickter Gesellschaftseinrichtung. Wir müssen uns eben anders einrichten.

Bertha von Suttner, 09.06.1843 - 21.06.1914, erste weibliche Friedensnobelpreisträgerin 1905.

Bertha von Suttner wird 1843 in Prag geboren und entstammt einer adeligen Familie von Militärs. Sie wächst auf im aristokratischen Umfeld der österreichisch-ungarischen k.u.k. Monarchie, die stark militaristisch geprägt ist, lernt verschiedene Sprachen und beschäftigt sich mit Musik und Reisen. Mit ihrem Mann Arthur geht sie nach Georgien, wo sie den russisch-türkischen Krieg von 1877 miterlebt. Um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, schreibt sie unter einem männlichen Pseudonym gesellschaftskritische Essays, Kurzgeschichten und Fortsetzungsromane. Die Frage nach der Berechtigung von Kriegen treibt sie auch nach ihrer Rückkehr nach Österreich um.

März 2021

Erinnern heißt verändern.

Initiative 19. Februar Hanau

Leitspruch der Gedenkveranstaltungen anlässlich des ersten Jahrestages des rechtsrerroristischen Anschlages in Hanau. Nach den rassistischen Morden an Mercedes Kierpacz, Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu und Vili Viorel Păun am 19.02.2020 in Hanau, gründeten Angehörige und Aktivist*innen die Initiative 19. Februar Hanau. Seitdem organisiert die Initiative Mahnwachen, Kundgebungen und Demonstrationen und setzt sich für eine vollständige Aufklärung der rassistischen Morde und gegen das Vergessen der Opfer ein. Sie gibt Betroffenen einen Raum zum Trauern, zum Erinnern und zum Austausch und macht auf rassistische Strukturen wie auch Alltagsrassismus in unserer Gesellschaft aufmerksam.

 Mehr über die Initiative 19. Februar Hanau findet sich hier.  
    • Kontakt

      Telefon: +49(0)228 - 62 67 30
      E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

    • Anschrift

      Frauennetzwerk für Frieden e.V.
      Dr. Werner-Schuster-Haus
      Kaiserstr. 201
      D-53113 Bonn