Erinnerung an die Toten von Srebrenica

Erinnerung an die Toten von SrebrenicaHeute, am 10. Juli 2015, jährt sich das Massaker von Srebrenica zum 20. Mal. Die Ermordung der bosnischen Männer und ihr Leiden zuvor in den provisorischen Lagern war furchtbar. Das Leid ihrer Kinder, der Mütter und Ehefrauen dauert bis heute an. Nur ein Bruchteil der Toten konnte bisher identifiziert werden, und so haben viele Überlebende kein Grab, an dem sie trauern können.

Zusammen mit der Schweizerin Anna Braegger entwickelte der Verein südost Europa Kultur eine Erinnerungs- und Trauermöglichkeit: die „Rolle des Gedenkens“ für die in Srebrenica Ermordeten und für alle Getöteten der Kriege in Südosteuropa seit 1991. Batisttaschentücher werden mit den Namen der Toten, ihren Lebensdaten, mit kleinen Blumen und Ornamenten bestickt und zusammengefügt, Meter für Meter. Damit wird den Toten ein Stück ihrer Würde zurückgegeben und ein Erinnerungszeichen gesetzt. 

 

Internationaler Frauentag in Khartoum

Der Internationale Frauentag am 08. März wird an der AHFAD University for Women jedes Jahr mit einer Women’s Week mit vielen Gästen und großem Enthusiasmus gefeiert. 

Unter den wichtigsten Forderungen waren:

  • Ratifizierung von CEDAW (Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau) durch die Regierung (Sudan ist eines der wenigen Länder, die noch nicht ratifiziert haben)
  • Impunity, Straffreiheit bei allen Formen von Gewalt gegen Frauen aufheben
  • Gegen Kinder- und Zwangsheirat vorgehen

Trotz vieler bedrückender Ereignisse im Land und einer sehr eingeschränkten Situation für Frauen- und Menschenrechtsorganisationen ist vor allem die Jugend voller Optimismus, Veränderungen erreichen zu können. Darin wollen wir sie unterstützen!

Women Wage Peace – Frauen in Israel fordern Frieden

Knesset-Marsch am 04. März 2015

Heute machen sich Frauen aus ganz Israel in Autokonvois und geschmückten Bussen auf den Weg, um in einem Marsch um die Knesset ihren Forderungen laut und deutlich Ausdruck zu verleihen: Angst in Hoffnung zu verwandeln und faire Friedensverhandlungen um eine einvernehmliche politische Lösung zu erreichen. Ohne dies kann es keine Besserung der sozialen und ökonomischen Zukunft geben.

Der Tag steht in engem Zusammenhang mit den kommenden Wahlen in Israel, der gestrigen Rede von Premierminister Benjamin Netanyahu vor dem US-amerikanischen Kongress und dem Internationalen Frauentag. Die zentrale Botschaft der Frauen lautet: "It is imperative to go out and vote to make a difference!" Auch auf der Kanaan-Frauenkonferenz im Dezember 2014 in Berlin war diese Aktion ein wichtiges Friedensthema. Mehr Infos gibt es auf der Homepage von Women Wage Peace (WWP).

... ob dein Friede mein Friede ist.

Kanaan-Konferenz zu Weihnachten – eine Herausforderung zur Umsetzung der UN Resolution 1325

Nach dem Wortlaut dieser Resolution des UN Sicherheitsrates aus dem Jahr 2000 haben Frauen auf der ganzen Welt das Recht, an allen Friedensprozessen beteiligt zu werden. Weder bei Friedensansätzen im Nahost-Konflikt noch sonst wo auf der Welt hat man sie bis jetzt offiziell beteiligt. Genau das will das Kannaan-Projekt bewirken: den Frauen in diesem unendlichen Konflikt eine Friedensstimme geben, die gehört wird.

15.-18. Dezember, Rotes Rathaus, Berlin-Mitte: Auftakt des Kanaan-Projektes. Draußen Weihnachtsmarkt mit Riesenrad, drinnen Begegnung von ca. 45 Frauen aus Israel, Palästina und Deutschland. Heide Schütz nahm für das Frauennetzwerk für Frieden e.V. teil. Fast alle sind erfahren in bilateraler oder sogar trilateraler Projekt- und Unterstützungsarbeit und dennoch: „Ich habe noch nie mit einer israelischen Frau gesprochen, sagt eine der Palästinenserinnen an meinem Dialog-Tisch. Was sind die Visionen der Teilnehmerinnen, was wünschen sie sich für ihren Alltag in Nahost? Allein diese Frage ist eine Herausforderung unter den politischen Bedingungen der Gegenwart. Es folgt ein ganzer Tag, an dem die Vertreterinnen ihre Vereine und deren völkerverbindende Arbeit darstellen. Er ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Der bewegende Höhepunkt: "Within the Eye of the Storm" (Im Auge des Sturms), ein Dokumentarfilm zur Arbeit des Parents Circle-Family Forum. Es ist ein besonderer Eltern- und Familienkreis, der sich regelmäßig seit der Gründung 2002 trifft, seit einiger Zeit unter erschwerten Bedingungen seitens der israelischen Regierung. Alle haben Kinder oder ein nahes Familienmitglied verloren, z.B. den Bruder oder die Schwester. Für sie ist Frieden kein hohles Wort, keine Vortäuschung falscher Tatsachen, sondern ein konkretes Ziel, für das sie sich gemeinsam einsetzen. „Wir reißen die Mauer nieder mit unseren Schmerzen.“ Zwei von ihnen sind Teilnehmerinnen der Konferenz, Robi Damelin und Aisheh Kharee-B.

Die politischen Probleme der Region Nahost können nicht gelöst werden, aber Erfahrungen werden ausgetauscht, Beziehungen vorsichtig angebahnt, Projekte zur Diskussion gestellt. Es wird überdeutlich: die Bedingungen der Besatzung Palästinas durch Israel machen gemeinsame Projekte zwischen israelischen und palästinensischen Frauen nahezu unmöglich. Dennoch inspiriert der Catering-Service „Cooking for Peace“ eine der Frauen dazu, ihr Projekt „Cooking Ideas for Peace“ zu nennen. Aber sieht der palästinensische Friede genauso aus wie der israelische? Eine junge Palästinenserin bringt es auf den Punkt:

Ich weiß nicht, ob Dein Friede mein Friede ist.

Genau da müssen wir weiter machen, trotz der Anfeindungen aus ihrer jeweiligen Gesellschaft, die fast alle Frauen erfahren wegen ihrer Verständigungsbereitschaft. Die Entscheidung des EU Parlamentes am vorletzten Tag der Konferenz könnte eine Hilfe sein.

Nachdenkliche Gratulationen

Zweifelhafte Freude – Friedensnobelpreis für Malala Yousafzai
Stellungnahme der Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenarbeit in NRW e.V.

 

Die Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenarbeit in NRW e.V. gratuliert Malala Yousafzai ganz herzlich zur Verleihung des Friedensnobelpreises und zu dieser verdienten Würdigung und Anerkennung ihres Engagements für Mädchen und junge Frauen! 

Um es gleich vorweg zu sagen: Dieser Friedensnobelpreis gehört Malala Yousafzai. Sie allein weiß, was er für sie bedeutet. Sie definiert, welchen Gewinn er für sie bringt und was er sie möglicherweise kostet.

Als Fachverband für Mädchenarbeit wissen wir auch um die Macht der Symbole und haben demzufolge Fragen an westliche Symbolpolitiken sowie an mediale Inszenierungen von „guten“ und „bösen“ Mädchen und Menschen, ob weiß oder of color:

  • Wenn „Bildung für alle Mädchen“ wirklich so ein hohes Gut ist, wie es gerade jetzt von deutschen Politiker*Innen aller Couleur immer wieder betont wird, wenn es wirklich nur „ein Kind, einen Lehrer, ein Buch und einen Stift braucht“, um die Welt zu verändern, warum ist Deutschland dann nicht Weltmeister im Export von Bildungschancen, sondern viertgrößter Waffenexporteur weltweit?
  • Hätte ein namenloses Mädchen in einem unbekannten Land des globalen Südens, das den Anschlag einer Drohne einer westlichen Industrienation überlebt hat eine reale Chance, einen Namen und ein Gesicht zu bekommen und den Friedensnobelpreis zu erhalten?

Wir haben auch Fragen an uns selbst:

  • Beschäftigen wir uns in der Mädchenarbeit damit, was internationale Solidarität für uns bedeutet und welche Art von Solidarität wir selbst brauchen?
  • Inwieweit reflektieren wir in der Mädchenarbeit eigene Rassismen?
  • Sind wir bereit, uns mit Fragen der Sicherheits- und Friedenspolitik zu beschäftigen?
  • Definieren wir sie als Teil von Mädchenpolitik oder überlassen wir dieses unbequeme und komplizierte Geschäft lieber anderen?

In diesem zweifelhaften Sinne freuen wir uns mit Malala Yousafzai über einen Preis, über den wir uns nicht wirklich freuen können und gratulieren allen Mädchen, die auch unter schwierigen Umständen ihren ganz eigenen Weg gehen – weltweit!

 

Kontakt: Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenarbeit in NRW e.V., Beate Vinke,
Robertstr. 5a, 42107 Wuppertal, fon 0202/7595046, mobil 0170/9440954,
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!www.maedchenarbeit-nrw.de

Gedanken

Wie aber kann man seinen Feind lieben? Dazu gibt es nur einen Weg: ihn zu verstehen. Man muss verstehen, warum er so ist, wie er geworden ist, warum er die Dinge anders sieht als man selbst. Einen Menschen zu verstehen, verleiht die Kraft, ihn zu lieben und zu akzeptieren. In dem Augenblick, in dem man ihn liebt und akzeptiert, hört er auf, ein Feind zu sein. Im Grunde ist es unmöglich, seinen " Feind zu lieben", denn in dem Augenblick, in dem man ihn liebt, ist er kein Feind mehr.

Thich Nhat Hanh, buddhistischer Mönch und Schriftsteller

„oder, was auch denkbar ist — ein Erwachen der Vernunft“ (Bertha von Suttner)

Wir bedanken uns herzlich bei der Rezitatorin und Sängerin Christiane Sturm und dem Musiker Johann Hinterkeuser für das Geschenk eines sehr bewegenden Nachmittags am Internationalen UN Friedenstag, dem 21. September 2014.. Texte und Lieder zu Krieg und Frieden von Bertha von Suttner, Kurt Tucholsky, Erich Maria Remarque, Susan Sontag und anderen füllten die Dimensionen, die diese beiden Pole vorgeben.

Die Veranstaltung war der Beitrag des Frauennetzwerks für Frieden zu den diesjährigen Bonner Friedenstagen, den 8. In Folge, und zugleich der Abschluss der 4 Veranstaltungen in Bonn zur Hommage für Bertha von Suttner zu ihrem einhundertsten Todesjahr. Den Ersten Weltkrieg hat sie mit allen Kräften verhindern wollen, aber sie wusste, dass es bei den gezielten Vorbereitungen auf allen Seiten vergeblich sein würde. Sie starb kurz vor Beginn des „Großen Krieges“ am 21. Juni 1914.

Die gute Kooperation mit dem Frauenmuseum Bonn wird im nächsten Jahr fortgesetzt werden.

Unfassbares Chaos

Bereits am 20. Juli 2014 schrieb Dr. Mads Gilbert, Shifah Hospital in Gaza, diesen Brief, den wir aufgrund der Urlaubszeit erst jetzt veröffentlichen. Das bitten wir zu entschuldigen. Kein anderer Bericht kann diese authentischen Äußerungen ersetzen 

 

Liebste Freunde,

die letzte Nacht war extrem. Die „Bodenoffensive“ von Gaza endete in Massen und Wagenladungen voller verstümmelter, abgetrennter, blutender, schlotternder, sterbender Palästinenser – mit allen Arten von Verletzungen – in allen Altersstufen - alle Zivilisten, alle unschuldig.

Die Helden in den Krankenwagen und allen Krankenhäusern Gazas arbeiten in 12 – 24 Stunden, versetzt, grau vor Müdigkeit und durch das unmenschliche Arbeitspensum (alle ohne Bezahlung im Shifa für die kommenden vier Monate), sie versorgen, triagieren, versuchen das unfassbare Chaos an Körpern, Größen, Gliedern, gehenden, nicht gehenden, atmenden, nicht atmenden, blutenden, nicht blutenden Menschen zu begreifen.

MENSCHEN! Nun wieder einmal behandelt wie Tiere von der „moralischsten Armee in der Welt“ (inkorrekt!). Mein Respekt vor den Verwundeten ist maßlos, in ihrer zurückhaltenden Entschlossenheit inmitten von Schmerz, Höllenqualen und Schock. Meine Bewunderung für das Personal und die Freiwilligen ist maßlos, meine Verbundenheit zu dem palästinensischen „sumud“ verleiht mir Kraft, obwohl ich in flüchtigen Augenblicken einfach aufschreien will, jemanden festhalten, weinen, die Haut und das Haar des warmen Kindes riechen will, das mit Blut übergossen ist, uns selbst in einer endlosen Umarmung beschützen will – aber wir können das nicht, noch können sie es. Aschgraue Gesichter – Oh NEIN! Nicht noch eine Ladung von zehn Verstümmelten und Blutenden. Wir haben noch Blutlachen auf dem Boden in „ER“, Stapel triefender, blutdurchtränkter Bandagen zum Ausmisten – oh – die Reinigungskräfte, die überall eilig das Blut wegschaufeln und weggeworfene Gewebe, Haare, Kleider, Kanülen - Überreste der Toten – alles entfernen sie … um wieder bereit zu sein, damit sich alles wiederholen kann. Über 100 Fälle kamen zum Shifa-Krankenhaus in den letzten 24 Stunden. Genügend für ein großes gut ausgebildetes Krankenhaus, mit allem (ausgestattet), aber hier – fast nichts (vorhanden): keine Elektrizität, kein Wasser, keine Einwegartikel, keine Medizin, keine OP-Tische, keine Instrumente, keine Monitore – alle verrostet und so, als hätte man sie aus Museen oder Krankenhäusern von gestern genommen.

Aber sie beklagen sich nicht, diese Helden. Sie machen weiter, wie Kämpfer, vorwärts, enorm entschlossen. Und da ich diese Worte an Sie schreibe, alleine, in einem Bett, fließen meine Tränen, die warmen, aber nutzlosen Tränen des Schmerzes und Kummers, Ärgers und Furcht. Das wird nicht geschehen! 

Und dann, gerade in diesem Moment, startet das Orchester der israelischen Kriegsmaschine seine grausame Symphonie wieder, genau jetzt: Artilleriesalven von den Marinebooten unten an den Küsten, die aufheulenden F16, die widerlichen Drohnen (Arabisch: „Zennanis“, die Hummer) und die polternden Apachen (Hubschrauber). So viele hergestellt in - und bezahlt von - den USA. Herr Obama – haben Sie ein Herz? Ich lade Sie ein – verbringen Sie eine Nacht – nur eine Nacht – mit uns im Shifa. Verkleidet als Reinigungskraft, vielleicht. Ich bin 100% davon überzeugt, dies würde die Geschichte ändern. Niemand, der ein Herz UND Macht besitzt, könnte jemals nach einer Nacht im Shifa fortgehen, ohne entschlossen zu sein, das Massaker an dem palästinensischen Volk zu beenden. Aber die Herzlosen und Gnadenlosen haben ihre Kalkulation gemacht und einen andere „dahyia“, Anschlag, auf Gaza geplant. Die Bäche aus Blut werden auch in der kommenden Nacht strömen. Ich kann hören, dass sie ihre Instrumente des Todes gestimmt haben. 

 

Bitte, tun Sie, was Sie können. DIES kann nicht so weitergehen. 

Mads Gilbert, MD, PhD Professor und klinischer Leiter des medizinischen Notfall-Universitätskrankenhaus von Nordnorwegen – siehe mehr unter: http://www.middleeastmonitor.com/articles/middle-east/12920-letter-from-gaza-by-a-norwegian-doctor#sthash.7Wucsb3t.ChCIksLv.dpuf

(aus dem Englischen übersetzt v. Inga Gelsdorf)

Höchste Dringlichkeit

Das nachstehende Interview wurde am 25. Juli 2014 im Bonner Generalanzeiger veröffentlicht.

Genf. Bei den Angriffen auf Zivilisten im Gaza-Konflikt könnte es sich um Kriegsverbrechen beider Seiten handeln, sagt die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Navi Pillay. Sie fordert eine internationale Untersuchung. Mit ihr sprach Jan Dirk Herbermann.  

 

Im aktuellen Nahost-Konflikt sind in den vergangenen Wochen mehr als 600 Menschen gestorben und mehr als 100 000 Männer, Frauen und Kinder sind vor der Gewalt geflohen. Wie beurteilen Sie als oberste UN-Wächterin der Menschenrechte die Situation? 

Navi Pillay: Ich bin sehr alarmiert. Das ist das dritte Mal in meinen sechs Jahren als UN-Hochkommissar, dass es in Nahost zu einer Eskalation der Gewalt kommt. Jetzt, während wir sprechen, werden Menschen zu Opfern. Die meisten sind Zivilisten, darunter viele Kinder. Das muss enden. Ich verlange eine sofortige Waffenruhe.

Israel reagierte auf die Ermordung dreier Jugendlicher mit Militärschlägen auf Gaza. Die Regierung in Jerusalem sagt, es handele sich um Selbstverteidigung. Ist dieses Vorgehen verhältnismäßig?  

Pillay: Das Völkerrecht ist ganz klar: Das Recht auf Selbstverteidigung gibt keinem Land die unbeschränkte Freiheit, Zivilisten zu töten und einem anderen Volk eine kollektive Bestrafung aufzuerlegen. Das Völkerrecht verlangt von Israel, in seinen Militä roperationen verhältnismäßig zu agieren, zwischen zivilen und militärischen Zielen zu unterscheiden und Zivilisten zu schützen. Das ist aber nicht der Fall. Es handelt sich um eine klare Verletzung des Völkerrechts. Aber auch die Palästinenser brechen das Völkerrecht. Auch sie greifen Zivilisten an. Es könnte sich in beiden Fällen um Kriegsverbrechen handeln.  

Unterstützen Sie eine internationale Untersuchung möglicher Kriegsverbrechen? 

Pillay: Ja. Es muss eine unabhängige internationale Untersuchung geben. Alle möglichen Kriegsverbrechen müssen aufgedeckt werden. Und die Täter müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Das sind wir den vielen Opfern schuldig.

Können Sie Verletzungen des Völkerrechts durch beide Seiten konkreter benennen?

Pillay: Bei den israelischen Angriffen wurden Hunderte Wohnhäuser im Gazastreifen zerstört. Häuser dürfen grundsätzlich nicht beschossen werden, es sei denn, sie dienen militärischen Zwecken. Falls Zweifel an der militärischen Nutzung bestehen, muss der Beschuss unterbleiben. Der Beschuss wurde auf Krankenhäuser ausgeweitet. Ein Heim mit behinderten Menschen wurde attackiert. Es scheint so, dass auch Kinder am Strand von Gaza unter Feuer kamen. Auf der anderen Seite ist der willkürliche Beschuss israelischer Wohngebiete mit Raketen durch die Hamas nicht zu rechtfertigen. In den letzten Wochen wurden 2900 Raketen auf Israel abgefeuert. Ich selbst habe früher israelische Kinder getroffen, die von dem Raketenfeuer traumatisiert waren. Ich habe solche Angriffe immer verurteilt und tue das wieder. 

Die Hamas legt auch Waffenlager in Wohngebieten an...

Pillay: Das ist auch zu verurteilen. Genauso ist zu verurteilen, wenn die Hamas Raketen aus Wohngebieten abfeuert. Damit werden die dort lebenden Zivilisten in akute Gefahr gebracht. 

Die Israelis sagen: Wir warnen die Zivilisten in Gaza, geben ihnen Zeit, vor den Angriffen die Gefahrenzone zu verlassen. Ist dieses Vorgehen konform mit dem Völkerecht? 

Pillay: Prinzipiell ist dieses System konform mit dem Völkerrecht. Im Gaza-Streifen funktioniert es aber nicht. Die Zivilisten haben nicht genügend Zeit, zu fliehen. Und wohin sollen sie denn fliehen? Im Gazastreifen gibt es so gut wie keine Schutzräume. 

 

Artikel vom 25.07.2014
Interview: "Eine klare Verletzung des Völkerrechts" | Lesen Sie mehr auf: General-Anzeiger Bonn

Mani Stenner ist tot

Ein Leben für Frieden, Abrüstung, und Gerechtigkeit

Die sozialen Bewegungen in Deutschland haben einen ihrer wichtigsten Köpfe und aktivsten Mitstreiter verloren. Die alte Bundeshauptstadt Bonn verlor zugleich einen ihrer engagiertesten Bürger. Mani Stenner, seit 25 Jahren Geschäftsführer und guter Geist des Netzwerks Friedenskooperative, ist tot. Ein plötzlicher Herzinfarkt riss den 60-jährigen am 17.7.2014 überraschend aus der Arbeit und dem Leben.

Mani Stenner engagierte sich seit den frühen 1980er Jahren in der Friedensbewegung und wurde in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts zu einem ihrer führenden organisatorischen und politischen Köpfe. Mit der Geschäftsführung des Netzwerks Friedenskooperative übernahm er die Leitung eines der wichtigsten Dachverbände der Friedensbewegung. Von der Verantwortung bundesweiter Großdemonstrationen und Kampagnen bis zur deutschlandweiten Vernetzung der lokalen Initiativen und der Zusammenarbeit mit anderen sozialen Bewegungen reichte sein Aufgabenbereich. In seiner Heimatstadt Bonn engagierte sich Stenner darüber hinaus auf lokaler Ebene. Mit dem „Bonner Forum für BürgerInnen und Polizei“ initiierte er einen bundesweit einmaligen Dialog mit den Polizeibeamten der alten Bundeshauptstadt, arbeitete in örtlichen Nord-Süd-Projekten mit und engagierte sich gegen das Wiedererstarken rechtsextremen Gedankenguts. Stenner besaß die seltene Fähigkeit, unterschiedliche politische Strömungen zusammen zu führen, mit politischen Gegnern Dialoge zu führen und seine Vorstellungen von einer friedlicheren und gerechteren Welt auch gegenüber den Mächtigen in der Gesellschaft zu vertreten. 

Getragen wurde seine Arbeit von dem Ziel, den Menschenrechten mehr Geltung zu verschaffen, die Anwendung manifester und struktureller Gewalt zu minimieren und eine gerechtere menschliche Gesellschaft zu ermöglichen. Militärische Mittel waren für ihn nie alternativlos. 

Mani Stenner wusste sehr wohl, dass er auf große Widerstände treffen würde. Er war Realist und machte sich keine Illusionen. Aufgeben war seine Sache nicht. Die deutsche Friedensbewegung hat ihm unendlich viel zu verdanken. „Es wird lange dauern, bis wir begreifen, wie viele und wie große Lücken der Freund, der Mensch und der Arbeitskollege Mani Stenner hinterlässt“, sagt Kristian Golla, sein langjähriger Mitstreiter und Kollege im Bonner Büro der Friedenskooperative. „Aber seine bedingungslose Selbstverpflichtung zur konsequenten Arbeit für eine friedlichere und gerechtere Welt bleibt nicht nur sein Vermächtnis, sondern auch unser Ansporn.“

    • Kontakt

      Telefon: +49(0)228 - 62 67 30
      E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

    • Anschrift

      Frauennetzwerk für Frieden e.V.
      Dr. Werner-Schuster-Haus
      Kaiserstr. 201
      D-53113 Bonn