Das FNF trauert um Ruth Weiss

Ruth Weiss 97 Luedinghausen 2021Am 5. September ist Ruth Weiss im Alter von gesegneten 101 Jahren verstorben. Als eine der 1.000 FriedensFrauen, die 2005 für den Friedensnobelpreis nominiert waren, wurde sie Ehrenmitglied im FNF. Wir nehmen Abschied von einer außergewöhnlichen Frau, die mit ihrem unerschütterlichen Mut und Engagement für Frieden und gegen Rassismus, Antisemitismus und jede Form der Ausgrenzung so viel bewegt hat. 

Die Ruth Weiss Gesellschaft, die vor einigen Jahren zur Bewahrung des Schaffens von Ruth Weiss gegründet wurde, hat in ihrem Nachruf das Leben von Ruth Weiss nachgezeichnet und bewegende Worte gefunden: 

"Ruth wurde 1924 in eine jüdische Familie in Fürth geboren und musste Deutschland mit ihrer Familie während der dunklen Zeit der Nazidiktatur verlassen, um Verfolgung und Shoa zu entkommen. Den Rassismus, den sie in Deutschland am eigenen Leibe als Antisemitismus erfahren hatte, erlebte sie an ihrem Zufluchtsort Johannesburg, Südafrika, als Rassismus gegen alle nicht-weißen Menschen. Diese beiden Erfahrungen bestimmten ihr Leben: Sie wurde Journalistin und kämpfte mit der Waffe des Wortes gegen jede Art von Rassismus und Ungerechtigkeit. Wer sie – und die Geschichte des südlichen Afrika – kennt, weiß, dass sie dies mit bewundernswertem Mut, nicht selten verbunden mit Gefahr für Leib und Leben, konsequent getan hat, immer geleitet von den Prinzipien der Menschlichkeit, Toleranz und einer fundamentalen Verpflichtung zur Wahrheit und Gerechtigkeit.

 Hören wir sie noch einmal selbst: In ihrem eben im Herder Verlag erschienenen Buch „Erinnern heißt Handeln – Mein Jahrhundertleben für Demokratie und Menschlichkeit“, das sie selbst schon als ihr „vielleicht letztes“ bezeichnete, schreibt Ruth:

 „Mein Leben war geprägt durch zwei besondere Umstände: meine Geburt als Jüdin im Deutschland vor dem Nationalsozialismus, die Erfahrung von Rassismus als Antisemitismus und die Flucht vor Verfolgung und Vernichtung, wie sie Millionen von Jüdinnen und Juden erleiden mussten. Und durch das Ziel meiner Flucht: Südafrika, ein Land, in dem ich den Rassismus als Ablehnung und Ausgrenzung aller „nicht-weißen“ Menschen unter dem menschenverachtenden System der Apartheid, der Rassentrennung, erlebte. Diese zwei Erfahrungen ergänzten und verstärkten sich gegenseitig, und brachten mich zu einer konsequenten Haltung gegenüber jeglicher Art von Ausgrenzung, Diskriminierung und ungerechter, erniedrigender Behandlung anders aussehender, denkender, glaubender, liebender und lebender Menschen. (…) Mein Handeln war das Schreiben, meine Waffe war die Feder, oder besser gesagt: die Schreibmaschine. Als Journalistin wollte ich die Ungerechtigkeit bekämpfen, Missstände aufdecken, Fakten für sich sprechen lassen, und zwar so klar und deutlich, dass die Menschen, die meine Artikel lasen, ihre Schlüsse selbst ziehen konnten. Und im besten Fall selbst zum Handeln motiviert und ermutigt wurden.“

Ruth hat durch ihre Arbeit als Journalistin und die vielen Romane, die sie in ihrem Ruhestand über die Geschichte des Judentums oder politischen Verhältnisse in Afrika geschrieben hat, uns allen unendlich viel gegeben. Dazu kommen die zahlreichen Lesungen, die sie – vor allem in Schulen – über so viele Jahre gehalten hat, um als Zeitzeugin den jüngeren Generationen ihre Erfahrungen weiterzugeben. Uns, die wir sie so viele Jahre kannten, ist es aufgegeben, als „Zweitzeugen“ ihre Botschaft lebendig zu halten und weiterzutragen. Diesem Auftrag fühlen uns mehr denn je verpflichtet."

Wir schließen uns den Worten der RWG an: Wir verneigen uns in Liebe und Dankbarkeit vor diesem großen Menschen!

Über das reiche und vielfältige Leben und Wirken von Ruth Weiss informiert umfassend die Website der Ruth-Weiss-Gesellschaft: www.Ruth-Weiss-Gesellschaft.de. Hier gelangt ihr zu ihrem Profil im Projekt der 1.000 FriedensFrauen: https://buchdeutsch.1000peacewomen.org/gefunden.php?ID=297

Bild: FNF-Geschäftsführerin Elise (vorne rechts) bei der Feier zu Ruth Weiss' 97. Geburtstag im Juli 2021 in Lüdinghausen. Ruth Weiss (vorne links) - lachend, wie wir sie in Erinnerung behalten werden.

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