Mehr als 70 Anmeldungen – das hatten wir noch nie! Unser 7. Regionaler Streitschlichtungstreff der Schulen in der Region Bonn/Rhein-Sieg/Erft sprengte diesmal all unsere Erwartungen: Drei Schulen mussten wir sogar auf das nächste Jahr vertrösten, weil alle Plätz bereits vor Anmeldeschluss belegt waren. Fast 60 Schüler*innen und knapp 20 Lehrkräfte aus zehn verschiedenen Schulen kamen am Donnerstag, dem 07.02.2019, im Kardinal-Frings-Gymnasium in Bonn-Beuel zusammen, um einen ganzen Tag lang miteinander zu arbeiten und zu diskutieren.
Los ging es mit einem Input unserer Trainerin Silke Maringer zum Thema „Sprache und Gewalt“. Welche Formen von Sprache und Kommunikation kennen wir? Wie kann Sprache genutzt werden, um Gewalt auszuüben? Und welche Besonderheiten hat eigentlich diese „Jugendsprache“? Weiter ging es im Anschluss in vier verschiedenen Workshops, drei für Schüler*innen, einer für Lehrkräfte. Silke Maringer vertiefte das Thema Sprache und Gewalt. Hier hatten die Schüler*innen Gelegenheit, sich über eigene Erfahrungen mit verbaler Gewalt auszutauschen und Strategien im Umgang damit zu entwickeln. Gudrun Knittel, Trainerin für konstruktive Konfliktbearbeitung, arbeitete in ihrem Workshop mit den Schüler*innen rund um das Thema „Sich selbst besser kennenlernen – sicher auftreten in der Streitschlichtung“. Denn auch im „inneren Team“ müssen Streitschlichter*innen Konflikte bearbeiten und lernen, mit ihren Gefühlen zu arbeiten. Andreas Peters, Trainer im Team „No-Blame-Approach“, sprach mit den Schüler*innen über Mobbing und Streitschlichtung. Wichtig ist die Abgrenzung zwischen beidem: Denn echtes Mobbing muss außerhalb des Streitschlichtungskontextes bearbeitet werden – hier müssen Lehrkräfte und Expert*innen zur Unterstützung herangezogen werden. Jochen Mangold, Trainer und Mediator, arbeitete mit den begleitenden Lehrer*innen. In seinem Workshop ging es um den lösungsfokussierten Klassenrat – eine Methode der Konfliktbearbeitung, die in den unteren Jahrgangsstufen vielfach erfolgreich angewendet wird, für die in den höheren Stufen aber oftmals viel zu wenig Zeit bleibt. Hier müssen Lehrer*innen Mittel und Wege finden, in den engen Curricula Zeit und Raum für die gemeinsame Arbeit in der Klasse zu schaffen. Denn ein funktionierender Klassenrat stärkt die Beziehungen in der Klasse und ermöglicht ein konstruktives Miteinander – nicht zuletzt auch für die Streitschlichtung.
Nach einem leckeren Mittagessen in der Mensa der Schule stand am Nachmittag der Erfahrungsaustausch in den Gruppen im Mittelpunkt: Was läuft gut in der Streitschlichtung? Welche Erfolge können wir genießen? Was könnte besser laufen? Welchen Herausforderungen und schwierigen Situationen begegnen wir? Dieser Austausch zwischen den verschiedenen Schulen wurde von den Teilnehmenden als sehr hilfreich empfunden. Denn nicht an jeder Schule gibt es die gleichen Bedingungen und die gleiche Akzeptanz für die Streitschlichtungsprogramme. Oft muss um Ressourcen, Zeit, Räume und Ideen gekämpft werden. Zu sehen, wie andere Schulen all das handhaben und welche Chancen genutzt werden können, stärkt und empowert die in der Streitschlichtung Aktiven. So formulierte es auch eine Schülerin: „Der Austausch hier war mir sehr wichtig. Ich bin froh, heute hier gewesen zu sein!“
In der anschließenden Abschlussrunde sammelte Jochen Mangold vielfältiges Feedback ein. Einhellige Meinung: Die Atmosphäre war toll! Ein Schüler drückte es so aus: „Wir haben uns alle von Anfang an super gut verstanden! Deshalb hatten wir auch kein Problem damit, direkt offen miteinander zu reden.“ Und ein Lehrer ergänzte: „Wir brennen alle für eine Sache, deshalb sind wir auch hier!“ Am Ende bekundeten fast alle die Absicht: Im nächsten Jahr sind wir wieder dabei! Was könnte uns als Veranstalter*innen größere Motivation sein?
Ganz besonders herzlich DANKE sagen wollen wir an dieser Stelle all jenen, die im Hintergrund und beim Streitschlichtungstreff selbst dazu beigetragen haben, dass dieser Tag so reibungslos und erfolgreich ablaufen konnte:
- den Parlamentarier*innen des Bonner Spendenparlaments, das uns in diesem Jahr erstmalig förderte und das uns mit seinem großzügigen Zuschuss alle finanziellen Sorgen nahm
- dem Streitschlichtungsteam, der Schulleitung und dem Förderverein des Kardinal-Frings-Gymnasiums, insbesondere Frau Barbara Kreuser, für die Gastfreundschaft und die Infrastruktur – wir haben uns alle sehr wohl gefühlt bei Ihnen und euch
- dem Trainer*innenteam, mit dem wir schon so lange vertrauensvoll zusammenarbeiten
- dem Vorbereitungsteam innerhalb des Frauennetzwerk für Frieden, insbesondere unseren Praktikantinnen Corinna Zipper und Stefanie Golomb, ohne die wir die organisatorische Vorarbeit nie geschafft hätten
- und last but not least allen teilnehmenden Schüler*innen und Lehrkräften – ihr macht den Streitschlichtungstreff zu dem, was er ist!