Cathrin Schauer

Jeden Tag treffe ich Frauen, die niemals gefragt wurden, wie sie sich fühlen. Schon einer Frau zuzuhören, sie zu umarmen, den Problemen ihres verzweifelten Lebens zu lauschen, bedeutet Hilfe.

Auf einer etwa 250 km langen Strecke entlang der deutsch-tschechischen Grenze entwickelte sich in den letzten 15 Jahren eine neue Prostitutionsszene. Die Zahl der Prostituierten und Freier steigerte sich dramatisch, ebenso die Brutalität, die hierarchischen Bandensysteme und das Elend der Frauen und Kinder. Die Kunden kommen fast alle aus Deutschland. Unter den über 1.000 Prostituierten sind Frauen, Mädchen und immer mehr Kinder aus der Tschechischen Republik, Osteuropa und einige aus Asien. Dies ist der Arbeitsplatz von Cathrin Schauer.
Die Krankenschwester und Sozialarbeiterin besucht jeden Ort im größten Rotlichtviertel Europas einmal in der Woche, auch die Straßenstriche und Bordelle. Sie bringt Kondome, Ratschläge und einen flüchtigen Eindruck von Normalität.
"Jeden Tag treffe ich Frauen, die niemals wirklich gefragt wurden, wie sie sich fühlen. Ihnen einfach nur zuzuhören, sie zu umarmen, den Problemen ihres verzweifelten Lebens zu lauschen, hilft.“ Aber dies ist nur ein Teil ihrer Arbeit. Über die Jahre hat sie 168 Frauen geholfen, aus der Prostitution auszusteigen. Sie eröffnete ein Beratungszentrum in der tschechischen Stadt Cheb, benannt nach ihrer Freundin Marita P., die an Aids starb. Cathrin schrieb ein Buch und startete Kampagnen, um das öffentliche Bewusstsein zu wecken. Sie und ihre Kollegin sind die einzige Hilfe für die Prostituierten in der Region. Die Finanzierung ist ausgelaufen, daher wird die Organisation Karo e.V. nur noch aus privaten Beiträgen finanziert.
"Ich wünschte, die Politiker/-innen, die für die Verteilung der Finanzmittel verantwortlich sind, würden uns nur für 24 Stunden begleiten. Niemand kann sich vorstellen, wie diese Frauen und Kinder leben müssen. Ausmaß und Elend der Prostitution in dieser Region zeigen ein grundlegendes Problem im Kern der gesamten Gesellschaft. Deutschland muss Verantwortung übernehmen."

    • Kontakt

      Telefon: +49(0)228 - 62 67 30
      E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! 

    • Anschrift

      Frauennetzwerk für Frieden e.V.
      Dr. Werner-Schuster-Haus
      Kaiserstr. 201
      D-53113 Bonn